Auf einen Gedanken2022-03-29T18:52:03+02:00

Geschichten, Erlebnisse & Erkenntnisse

Von „das habe ich mir verdient“, zu „das bin ich mir wert“. August 20202021-03-11T21:00:08+01:00
Ich bin Momentensammlerin. Dieser Begriff begleitet mich schon viele Jahre; lange bevor ich das Lied „Momentensammler“ von Schmidbauer & Kälberer zum ersten Mal gehört habe. Momente, die ich sammle, sind für mich zum Beispiel einen leckeren Cappuccino in einem netten Café zu trinken, in Ruhe ein gutes Essen zu genießen, Popcorn im Kino zu knabbern und, kurz bevor der Film startet, diese vor freudige Stimmung zu fühlen, am Wasser spazieren zu gehen… Was habe ich diese Momente genossen!
Doch diese Momente habe ich früher gesucht, weil ich das ja verdient habe. Wow, dieses Essen habe ich mir voll verdient. Diese kurze Pause im Café – voll verdient. Ich wollte diese Momente in stressigen und kritischen Zeiten haben, um etwas zu besitzen und weil sie mir so „vermeintlich“ gut getan haben. Doch mit meiner persönlichen Entwicklung war irgendwann der Moment da. Ich habe verstanden, dass ich diese schönen Momente nicht verdient habe, sondern dass ich es wert bin, sie zu erleben.
Diese Änderung in mir hat bewirkt, dass ich diese Momente intensiver spüre. Es sind meine Beimir-Momente. Meine Ressourcen-Momente. Ich denke: Hallo, du Zitronenfalter auf meinen Rucksack. Ich nehme dich ein Stück mit auf meiner Wanderung. Vielen Dank ihr Waldbeeren, dass ihr am Wegrand wachst. Ich genieße es, spontan mit meinem Sohn in der Küche zu tanzen. Ich betrachte den Sonnenuntergang von meiner Terrasse aus. Wow, Mutter Natur, ich danke dir. Ich sitze morgens auf der Bettkante, meditiere kurz und denke mir: Hallo Tag, da bin ich.
Los geht’s! Momente – meine Momente – lauern überall. Diese Momente zu erleben und zu genießen, bin ich mir wert.
Auf Seite 64 im Buch – Urlaub ist immer! 111 Tage für mehr Achtsamkeit und Lebensfreude
Projekt: 1000km. Mai 20202020-09-02T16:57:12+02:00
Am 30. Mai 2020 war es soweit. Die ersten Lockerungen in den Ausgangsbeschränkungen wurden aufgehoben. Das Wetter schien gut zu werden. Bedingt durch Kurzarbeit und keinen aktuellen Aufträge (Selbstständigkeit) haben wir (mein Mann und ich) Zeit und wir haben voll Bock darauf – gut 1000km Rad zu fahren in 7-9 Tagen.
Die grobe Richtung und das Ziel von 1000km war klar, der Rest, wie Unterkunft finden bzw. wissen was hat überhaupt schon offen und wie wird das Funktionieren, war komplett frei. Wie geil und spannend hat sich das angefühlt. Nicht zu wissen in welchen Dorf, Stadt oder Markt in welcher Pension, Hotel oder Bauernhof werden wir schlafen. Wie schnell finden wir was und was tun, wenn gar nichts geht??
Die Tour Planung hat komplett Klaus (mein Mann) übernommen. Wo welche Highlights und Sehenswürdigkeiten waren, wusste er, ich habe mich hier voll auf Ihm verlassen. Ich wusste einzig, es geht die Donau rauf, zum Donau Ursprung und dann irgendwie über den Bodensee nach Salzburg. Ok gut. Wie schön sich das angefühlt hat, nichts zu wissen, voll zu vertrauen und sich überraschen zu lassen was da kommt.
Am 30. Mai um 7 Uhr früh gemeinsames Kaffee trinken, letzter Check und dann ab aufs Rad (Gravel Bike). Ich freue mich so. Ein breites Grinsen schon jetzt von Backe zu Backe. Wir sind top ausgestattet mit „Arschrakete“, Rucksack, Lenkrad- und Oberrohrtasche. Alles strukturiert und optimal zusammengefaltet und gepackt. Also ich zumindest ?. Immer wieder schön zu sehen wir unterschiedlich hier die optimale „Packvorstellung“ ist.
Wetter ist top. Räder laufen leise. Vögel zwitschern. Es riecht frisch und klar. Wir kennen uns aus, es rollt. Nach 20 km, erster Stopp: luftigere Kleidung und weiter. Ja rollt das schön. Heute ist das Ziel Strecke zu machen. Das wird mir von Anfang an mitgeteilt. „Am ersten Tag ist es wichtig, Strecke machen, weg aus den bekannten Umgebungen“, sagt Klaus. Ok denke ich, dann machen wir halt Strecke ich hänge schön im Windschatten, kenne mich ja nicht aus ?. Zweiter kurzer Stopp zur „P…pause“ und Blick auf die Karte (trotz GPS und Navi), „OK sagt mein Mann, denke wir sind richtig“. Ich an eine Spaziergängerin „Hallo, einen schönen guten Morgen, wir möchten nach ……, sind wir hier richtig“. „Nein, da müssen Sie hier …. entlang“. „Haben Sie vielen Dank“. Wie schön nach 50 km, in unser eigentlich vertrauen Umgebung und schon falsch abgebogen. Mei haben wir gelacht. Hallo Urlaub und Erholung.
Unterwegs trafen wir auf eine Schafherde, gingen genau auf unserem Radweg und somit durften wir eine Zeit im „Schafgehtempofahren“. Durch Millionen von Fliegenschwärmen gefahren, so zumindest immer eine kleine Portion Eiweiß zwischendurch aufgenommen und ansonsten alles in uns an neuen Eindrücken „aufgesogen“. Ein rund um schöner Start in das Projekt. 167km waren es am Abend auf dem Tacho. Denke wir haben Strecke gemacht. Ankunft in Donauwörth, sehr nettes kleines Café am Hauptplatz gefunden bei einem kühlen Bier und einem Cappuccino haben wir den Kellner nach einer Unterkunft gefragt, Empfehlung bekommen, angerufen und gebucht. Wow, was für ein Auftakt. Super Abendessen beim Hoteleigenen Italiener, um ca. 21 Uhr Köpfchen auf das Kissen gelegt und zum italienischen Frühstück, mit Tomate & Mozzarella, Parmaschinken und süßen Teilchen, um 7 Uhr wieder weggenommen. Weiter geht’s. Bin gespannt wie es heute wird. Der zweite Tag ist meist der „Po -Aua-Tag“, dieser muss sich erst an das Ganze gewöhnen.
Nach kurzer Zeit war klar, heute gehen wir es etwas entspannter an, so viel wie gestern fahren wir nicht. Nein, fahren wir nicht. Zudem hat mir Klaus mitgeteilt, dass wir heute einen Schlenker machen. Der alten Donau entlang nach Blaubeuren, dort verlieft wohl die Donau früher, bis sie irgendwann umgeleitet bzw. sich einen neuen Weg gesucht hat (so genau weiß ich das nicht). Ja mei, ist des schön auf der Strecke. Dörfchen und Städte, von denen ich noch nie gehört habe oder eine ganz andere Vorstellung hatte. Solch eine Überraschung ist z.B.  Ulm für uns. Ist das eine lebendige, schöne und bunte Stadt. Wow, und was für eine Uferpromenade – Leben pur. Nach einer kurzen Pause mit einer gemeinsamen Portion Pommes, Apfelschorle und Spezi, geht’s weiter nach Blaubeuren zum „Blautopf“. Bin gespannt was das ist. Ulm ist eine separate Reise wert, beschließen wir.
Was ist dieses Blaubeuren für ein nettes altes historisches Städtchen. Ein Fachwerkhaus schöner als das andere und eines schiefer und bunter als das Nächste. Und dieser „Blautopf“, ist ein Teich in ganz beeindruckenden klaren blauen Farben. Sehr irritiert waren wir doch von den vielen Menschen vor Ort. Es ist doch Corona, dachten wir uns, wo sind die Absperrungen, Abstandslinien, Masken etc. und es sollte noch eines draufgesetzt werden. Dazu später mehr. Entscheidung steht, dieses Städtchen wird unsere nächste Übernachtungsdestination, wenn wir was kriegen ? und wie gestern: Suchen wir einen Platz in einem Café, fragen den Kellner, bekommen eine Empfehlung, Googlen, rufen an und buchen. Des schaut sich gut aus. Lecker zu Abend gegessen, mit regionalen typischen Maultaschen und einem feinen Braten für Klaus. Danach gibt’s einen kleiner Verdauungsspaziergang und wir genießen die Ruhe in einem „Ausflugsort“, wenn alle Tagesausflügler weg sind. Danach ab ins Bett. Morgen werden wieder mehr Kilometer gefahren. Haben wir zumindest geplant. Heute waren es so an die 105 km. Und noch ergänzt zum „Blautopf“. Unsere Hauswirtin hat erzählt, dass vor einer Woche, so viele Besucher am Teich waren, mit dem niemand gerechnet hat und die Absperrungen den Menschenmassen nicht Stand gehalten haben, diese einfach umgerissen wurden und auch die Polizei wohl einschreiten musste. Na ja, wir lassen dies unkommentiert.
Den Frühstücksraum haben wir fast für uns allein und wir genießen die Ruhe sowie das lecker Frühstück bevor wir uns auf unsere Gefährte setzten. Etwas „aua“ aber, des passt schon. Weiter geht’s der Donau entlang. Fahre schön meinen Mann hinterher und genieße die Aussicht (beide Aussichten ?). Heute geht was, es ist heiß, aber es rollt gut, so empfinde ich zumindest. Bei Klaus ist heute mehr der „Po-Aua-Tag“. So schön wechseln wir uns schon jetzt ab, mit dem „Jammern und der Motivation“. Stille, wir hören fast nichts. Hier und da mal Vogelgezwitscher oder Grillenzirpen dies sind die Hauptgeräusche am Morgen und Laufe des Tages. Es riecht auch heute nach Gras, Bäumen und „Freiheit“. Wir unterbrechen den Tag mit kurzen Abstecher in kleine Städtchen auf nen Espresso oder kaltes Getränk und dann wieder raus in die Ruhe. Für eine längere Pause entscheiden wir uns auf einen Halt an einem Fußballvereinsheim am Weg, was anderes kam einfach nicht. Nur kurz auf einen kleinen Stopp hier, war der Plan, aber es kam anders. Ganz anders. „Hast Du das gelesen Spatz, Wiener Schnitzel mit Pommes für nur …?“, ruft mein Mann. Das sollte es heute sein, Wiener Schnitzel mit Pommes und Salat. An diesem Schnitzel hat Klaus, dann die nächsten 3 Tage gegessen, denn es waren 3 große Schnitzel, ich wiederhole gerne, 3 Schnitzel.  Wir sind flexibel, Semmeln gekauft und somit gute Brotzeit gehabt für die nächsten Tage und Pausen. Was für ein Spaß. 143 km standen am Abend am Tacho. Die letzten 20 km waren heute Kopfsache und gegenseitiges unterstützen, war schon recht heiß. Großartige Unterkunft gefunden. So interessant wie die Unterkünfte die Corona Bestimmungen umsetzen und gestalten. Lecker zu Abend gegessen beim Griechen ums Eck, mit Ouzo als Alternative zum Verdauungsspaziergang und dann ins Bett.
Heute soll es zum Donau Ursprung nach Donaueschingen gehen und dann zum Bodensee. Dies haben wir in der Morgenbesprechung am Frühstückstisch mit Karte und Handy besprochen. Das Frühstück kam heute in kleinen „Doggy Bags“. Alles einzeln zusätzlich in kleinen Buttertüten verpackt. Vorbei an der Donauversickerung, darauf freue ich mich. Und los geht’s. Ok heute sitzt es sich nicht so fein, dafür geht’s bei Klaus besser ?, aber die schöne Umgebung lenkt ziemlich schnell ab. Schwups sind wir an der Donauversickerung vorbeigefahren, umdrehen und trockenes Flussbett anschauen. Voll interessant zu wissen, unter mir fließt jetzt die Donau und kommt mehrere Kilometer weiter wieder raus. Was wohl die Fische in diesen Monaten machen?
Hallo Donau Ursprung und Tschüss Donau Ursprung. Brunnen gesehen, fotografiert und weiter geht’s zum Bodensee. Kurze Orientierung und Entscheidungsbesprechung wie wir fahren und dann ab die Post. Das erste Mal weg von der Donau quer über das Land und Berg, Richtung Bodensee. Da merken wir das erste Mal so richtig, das knapp 20 kg Gepäck am Rad, es zieht am Berg/Anstieg. Da fühlt sich ein 12%ter doch gleich nach einem 20%ter an und die Hitze tut ihres dazu. Aber oben angekommen erhaschen wir den ersten Blick auf den Bodensee und grinsen uns an wie „Honigkuchenperde“. Da geht’s jetzt hin und schon lassen wir die Bremsen los und rauschen nach unten. Kurze Zeit später kommen wir in Ludwigshafen am Bodensee an und fahren dem Radweg entlang. Schon groß dieser Bodensee und so viiiiiiel los und Himmel, ist des laut und die ganzen Menschen. OK, hier ist geistige Umstellung angesagt, welche wir in einem kleinen Café am Wasser beschließen. Ein Stück weiter in Meersburg finden wir nach dem Besuch bei der Tourist Information eine schöne Unterkunft. Ankommen, auspacken, duschen, Restaurant suchen, essen, spazieren gehen und schlafen gehen. So einfach und schön kann ein Tag sein. Morgen geht es entlang am Bodensee zum Königsee Radweg, da freue ich mich sehr darauf und auf die angesagten Anstiege (Bergerl`n). Ich bin bereit. Denke ich.
Ausgiebig gefrühstückt mit einem schönen angerichteten Käse- und Wurstteller, hausgemachter Marmelade frischen Brötchen, frisches Obst und Joghurt, alles sehr „vornehm“ präsentiert. Grobe Lage- und Zielbesprechung und dann ab auf die Gefährte, weiter nach bzw. auf die Insel Lindau. Menschen über Menschen. Schon schön da, aber wir freuen uns schon jetzt auf die Stille wieder beim Radeln. Und kurze Zeit später begrüßt uns genau diese mit einem zusätzlich natürlichen Geruch ? ich sage nur Kühe und was da hinten so rauskommt. Dies wird ein fester Begleiter sein die nächsten Tage. Da Regen angesagt ist, fahren die Bauern wie die wilden um zu „düngen“. Natur pur ?. So kleine Anstiege und Stiche sind schön und tun doch so weh. Aber wo es rauf geht, geht’s auch wieder runter und so kommen wir in einem schönen kleinen Markt am Abend an und bevor es so richtig zu regnen anfängt, finden wir eine feine Unterkunft und absolvieren unser Programm. Wie erholsam. Heute merke ich eine wohlige Müdigkeit, habe mich an das zusätzliche Gewicht am Rad gewöhnt und dennoch zieht das den „Saft“ aus den Beinen bei den vielen kleinen Anstiegen im oberen Allgäu.
P.S. Wusste gar nicht das Bauern bis spät in die Nacht „düngen“ also „odel`n“, wie wir in Bayern sagen. Wir konnten das live miterleben, da unser Zimmerfenster genau, also direkt, an dem kleinen Weg lag, an dem alle Bauern der Umgebung durchmussten. Ich danke Ohropax.
Was für ein wunderbares Frühstück uns erwartet. Fast alles aus der Region und/oder selbstgemacht. Ganz feiner Käse, hausgemachte Butter und Marmelade, frisch zubereitete Spiegeleier und Bircher Müsli. Herz und Magen, was willst du mehr. Fertig gepackt, auf die Gefährte und weiter geht’s. Heute wird gleich das Regenoutfit angezogen, für den Fall, denken wir und dieser tritt kurz danach ein. Nach 90 km haben wir uns entschieden: Nein weiter fahren wir heute nicht, nass bis auf die Haut und das Städtchen Füssen soll ja auch richtig schön sein. OK wir brauchen eine Unterkunft, und zwar schnell. Café am Platz, umschauen, gegenüber was gesehen, rübergegangen, angefragt, gebucht und gut. Wie schön und schön so eine heißte Dusche sein kann, ein Traum. Die nassen Klamotten, irgendwie wild im Zimmer verteilt und dann auf die Suche nach Essen begeben. Fündig geworden, richtig zugeschlagen, nix Spaziergang durch den Regen, ab ins Bett, etwas Fernsehen und schlafen. Mal sehen, wie das Wetter morgen so ist. Laut Radar na ja. Schon heute Laufe des Tages verlieben wir uns in das Allgäu und wollen das bald wieder besuchen. Diese kleine Dörfer mit ihren zauberhaften Bauerhöfen und Hofladen, sind einfach wunderschön.
Am nächsten Morgen genießen wir ein leckeres Frühstück, packen und wollen los. Räder aus der Tiefgarage geholt und bemerken bei einem Gefährt, da ist die Luft raus. Platten. Aber kein Thema für uns, Werkzeug ausgepackt unters Dach (Regen setzt ein), Schlauch gewechselt, aufgepumpt, Mantel drauf und es kann los gehen. „Wäre gut, wenn wir unterwegs einen Rad Händler finden“, sagt Klaus, um die richtige Anzahl an Luftdruck (Bar) in die Reifen zu kriegen. Habe heute wieder ein Lied im Kopf, jeden Morgen wache ich mit einem Lied im Kopf auf, welches mich durch den Tag begleitet, heute ist es: I`m singing in the rain, I`m singing in the rain…… So ein leichter Sommerregen ist belebend und soll ja schön machen. Kurze Zeit später kommen wir an einer fabelhaften kleinen Radwerkstatt vorbei und der „Radl-Guru“ so wie wir Ihn taufen, hilft mit der Luft aus. Dieser Typ erzählt uns kurz, wo er schon überall und wohin er schon geradelt ist. Respekt denken wir uns, absoluten Respekt, er wirkt so sympathisch und entspannt auf uns. Was für ein netter Kerl. Karma sage ich zu meinem Mann später, wir haben ein gutes Karma. Wenn wir was brauchen, kommt es kurz danach. Egal ob Tankstelle, Supermarkt, schönes Rastplätzchen (Banker`l) oder eben eine Radwerkstatt. Ich bin fest davon überzeugt, Karma.
Bad Tölz ist heute unser Stadt der Übernachtung. Tourist Information, Broschüre und guck die nette Unterkunft neben diesem Café, frag doch mal…. was soll ich sagen, gebucht. Fein, Räder unterstellen, auspacken, duschen, Essen gehen, spazieren gehen (kein Regen), ab ins Bett und träumen. Wir wollen uns morgen entscheiden geht’s weiter Richtung Salzburg oder Richtung Heimat? Mal sehen was der Wetterbricht morgen früh sagt, vielleicht ist er besser als heute angekündigt. Daumen drücken. Das Highlight des Tages war ein Besuch oder auch Ansturm von einer Kuhbande. Ja Kuhbande. Wir haben uns in einem Supermarkt etwas Käse, Nüsse, Wurst, Gurke und Semmeln für eine Brotzeit gekauft und uns auf die Suche nach einem schönen schattigen Banker`l gemacht und auch eines gefunden. Kaum haben wir ausgepackt und fingen zum Essen an, kam die Kuhbande, welche soooo neugierig waren und haben an allen rumgeschnuppert und rumgeschleckt und wollten auch nicht gehen. Egal was wir taten, also haben wir zusammengepackt und uns eine nächste Bank gesucht. Basta. Ist Euch schon mal aufgefallen welche schöne Augen so Kühe haben?
Es bleibt bei viel Regen in den nächsten Tagen und somit entscheiden wir uns, es werden keine 1200 – 1300km, sondern wir machen die 1000km voll in Richtung Regensburg. Wenn wir über München und so… fahren kommen wir auf 1020 km bis zur Haustüre. Entscheidung steht. Rauf auf die Gefährte und ab nach München, mit geplanten kurzen Stopp bei Freunden auf ein Hallo und danach weiter Richtung Heimat. Sind zwar viel Kilometer heute aber können wir schaffen. Wir motivieren uns immer gegenseitig. Kurzer Stopp bei Freunden…. ? und dann weiter, das geht nicht. Bierchen Nr. 1, Bierchen Nr. 2 und Mensch bleibt doch über Nacht, wenn Ihr schon mal…, was „pressiert“ Euch denn, dann kommt halt einen Tag später an. Recht hamm`s. Räder untergestellt, ausgepackt, geduscht, Hausherren beim Grillen zugeschaut und einen lustigen Abend verbracht. So schön kanns sein und so unkompliziert. Aber morgen rauschen wir durch nach Regensburg bzw. Wenzenbach. Morgen machen wir die 1020 voll. Wir freuen uns drauf.
Gute Nacht Klaus. Gute Nacht München. Gute Nacht John-Boy. Äh Gute Nacht Radln.
Mit Kaffeeduft werden wir wach. Dazu frisch zu bereitete Rühreier mir Parmesan, Joghurt mit Äpfel und Pistazien. Käse wie ich Ihn mag und die „gute“ Wurst für Klaus am Morgen, dazu aufgebackenes Brot und ein herzlicher Guten Morgen Ratsch. Danach geht es voll motiviert los, es sieht nach Regen aus und die Temperatur ist empfindlich gefallen, aber am Radl in Bewegung passt des, „wir ziehen das heute durch“, sagen wir.
Und was soll ich sagen, es kommt doch oft anders als gedacht. In Nandlstadt ist Endstation. Nass bis auf die Socken und bis in die letzte Ritze, das Wasser tropft nur so aus den Schuhen, ist Schluss. Im einzigen offenen Café, weit und breit (ich wiederhole gerne „Karma“) sage ich, „Nein die letzten 50 km fahre ich nicht mehr“. 1020km hin oder her, ich setzte mich so nass und kalt nicht mehr aufs Rad. Für mich ist in diesem kuscheligen warmen Café im Nirgendwo Ende und Klaus versteht das.
„Hallo Max“. „Ja Mama?“. „Wir sind in Nandlstadt, kommst Du uns bitte holen?“ “OK komme. Brauchts noch was?“ „Nein danke, sitzen schön im Trockenen, Essen einen Kuchen nach dem anderen und warten auf Dich“.
1 Stunde später, Räder rein und ab nach Hause. 960 km sind am Ende auf dem Tacho. 960 km. Ankunft daheim. Räder unterstellen, auspacken, duschen und erzählen. Beschließen morgen gleich in der Früh (trockenes Zeitfenster angesagt) machen wir die 1000km voll. Und genau so machen wir das und beenden in der Regensburger Wurstkuch`l bei 6 Bratwürst`l mit Kraut und Bier die 1000km mit einem fetten breiten Grinsen im Gesicht und den Erkenntnissen:
Das war nicht unsere letzte Radtour in dieser Art. Wir lieben die Stille und die Ruhe. Es kommt immer anders als gedacht und geplant. Wie wichtig es ist sich Ziele zu setzten, ob Kilometer, Städte oder „wir machen die Zahl km schön rund“ und mehr noch wie wertvoll es ist sich spontane Pausen und Stopps zu gönnen um Aussicht zu genießen, an diesem Banke`rl stehen zu bleiben und zu sehen wohin dieser Weg am Fluss führt. Da haben wir uns gut ergänzt. Egal ob kleiner Sturz mit Abschürfungen, Platten oder Umwegen durch Orientierungslosigkeit, mit Ruhe, Vertrauen und Humor geht alles nicht schneller oder besser, aber leichter und schöner.
Ein Dank an alle Unterkünfte. Obwohl wir teilweise nass, schmutzig und verschwitzt angekommen sind, wurden wir immer freundlich und herzlich willkommen geheißen.
Ein großen Dank an alle hilfsbereiten Fußgänger, Rad- und Autofahrer. Egal wo wir standen und uns kurz orientiert haben, wurde uns geholfen und Rücksicht genommen. Besonders diese Hilfsbereitschaft hat uns nachhaltig beeindruckt.
Wie schön wir es bei uns in Deutschland haben. Wir wollen in Zukunft mehr davon entdecken.
Daniela & Klaus Mai 2020

 

Die absolute Warheit (Oktober 2020)2020-10-30T16:37:53+01:00

Das Gespräch miteinander oder die absolute Wahrheit

Wenn wir altern, lassen Augen und Ohren nach, die Haare fallen aus, die dritten Zähne kommen rein, die Beine werden schwach, und manchmal zittern die Hände. Doch unser gesprächiger Mund entwickelt sich mit jedem Jahr kräftiger. Deshalb können sich unsere wortreichsten Mitbürger erst in späten Jahren als Politiker profilieren.
Es war einmal ein König, dem seine Minister viel Ärger bereiteten. Sie stritten so heftig miteinander, dass nahezu nichts entschieden werden konnte. Die Minister pflegten einer uralten politischen Tradition, denn ein jeder behauptete, dass er allein Recht und alle anderen Unrecht hätten. Doch als der einfallsreiche König ein großes öffentliches Fest organisierte, waren sich alle darin einig, an diesem Tag frei zu nehmen.
Es war ein spektakuläres Fest, das in einer riesigen Arena abgehalten wurde. Sänger und Tänzer traten auf, Akrobaten, Clowns, Musikbands, Feuerschlucker uns noch viel mehr. Dann kam das Finale. Die Minister, die natürlich die besten Plätze ganz vorn in der ersten Reihe innehatten, sahen, wie der König höchstpersönlich seinen Lieblings-Elefanten in den Mittelpunkt der Arena führte. Dem Elefanten folgen sieben blinde Männer. Jeder in der Stadt kannte diese Männer und wusste, dass sie von Geburt an blind waren.
Der König ergriff die Hand des ersten Blinden und führte sie zum Rüssel des Elefanten. Er teilte ihm mit, dass dies ein Elefant sei. Dann legte er die Hand des zweiten Mannes auf einen Stoßzahn und sagt auch ihm, dass dies ein Elefant sei. Die Hand des Dritten erspürte ein Ohr, die des Vierten den Kopf, der Fünfte erfühlte den Köper, der Sechste die Beine und der Siebte den Schweif. Jedem Mann wurde versichert, dass er einen Elefanten berühre. Dann wandte sich der König an den ersten Mann und bat ihn, einen Elefanten zu beschreiben.
„Nach meiner gut erwogenen und kundigen Meinung“, sagte der Blinde, der den Rüssel ergriffen hatte, „gehört der Elefant mit absoluter Sicherheit zur Spezies der Schlangen, vornehmlich der Phyton“.
„Was für ein hirnrissiger Quatsch!“, rief der zweite Blinde, der einen Stoßzahn in der Hand hielt. „Ein Elefant, ist aus viel zu fester Materie, als dass er eine Schlange sein könnte. Tatsächlich, und ich irre mich nie handelt es sich um einen Bauernpflug“.
„Du machst dich lächerlich“, höhnte der dritte Blinde, der immer noch ein Ohr in der Hand hielt, „Ein Elefant ist ein Palmenblatt-Fächer und sonst nichts“.
„Was seid ihr doch für inkompetente Idioten“ sagte der vierte Blinde lachend, der über den Kopf des Elefanten strich. „Ein Elefant ist ohne jeden Zweifel ein großer Wasserkrug“.
„Unmöglich, völliger Unsinn!“, widersprach der fünfte Blinde und fuhr mit der Hand den Körper entlang. „Ein Elefant, ist viel massiver. Er ist ein Felsen“.
„Solchen Blödsinn habe ich meinen Lebtag noch nicht gehört!“ brüllte der sechste Blinde, der ein Bein abgetastet hate. „Ein Elefant ist ein Baumstamm. Ein Idiot, der daran zweifelt!“
„Welch ein Haufen von Ignoranten!“ empörte sich der letzte Blinde, der den Schweif in der Hand hielt. „Ich kann euch genau sagen, was ein Elefant wirklich ist. Ein Art Fliegenklatsche. Das stimmt ganz gewiss, denn genau das fühle ich.“
„Lächerlich! Es ist eine Schlange! – „Unmöglich, es ist ein Krug!“ – „Was seid ihr doch blöd, es ist …“ Und die Blinden begannen so heftig miteinander zu streiten und brüllten sich gleichzeitig so laut an, dass sich ihre Worte miteinander verschmolzen und als ein einziges lautes Gebrüll zu vernehmen waren. Zu Schmähungen und Beleidigungen kamen dann auch noch Handgreiflichkeiten. Die Blinden schlugen um sich, und es schien völlig unwichtig zu sein, wen oder was sie gerade trafen. Sie fochten ums Prinzip, um Integrität und Wahrheit. Um die eigene persönliche Wahrheit.
Nachdem des Königs Soldaten die ziemlich angeschlagenen Blinden voneinander getrennt hatten, amüsierte sich das Publikum im Stadium über die schweigenden Minister, die beschämt auf ihren VIP-Sitzen saßen. Alle Anwesenden hatten genau begriffen, wem der König eine Lektion hatte erteilen wollen.
Jeder von uns kann immer nur einen Teil jenes Ganzen nennen, das die Wahrheit darstellt. Wenn wir unser begrenztes Wissen als absolute Wahrheit ausgeben, gleich wir den blinden Männern, die alle nur ein Stück des Elefanten erfühlten und ihre eigene bruchstückweise Erfahrung zur Wahrheit erhoben und alles andere für falsch hielten.
Statt uns auf blinden Glauben zu verlassen, sollten wir das Gespräch miteinander suchen.
Stellen Sie sich jetzt bitte vor, was dabei herausgekommen wäre, wenn die sieben blinden Männer ihre Erfahrungen zusammengeführt hätten, anstatt den Informationen der anderen nur zu widersprechen. Sie wären zu dem Schluss gekommen, dass ein „Elefant“ einem Felsen ähnelt, dar auf vier Baumstümpfen steht, hinten eine Art Fliegenklatsche aufweist und vorne einen großen Wasserkrug, an dessen Seiten sich zwei Palmblatt-Fächer befinden, während an der Unterseite zwei Pflüge stecken und in der Mitte eine lange Pythonschlange hervorragt. Das wäre nicht die schlechteste Beschreibung eines Elefanten von Menschen, die nie einen sehen werden.
Das Gespräch miteinander. Auch die Aufgabe einer Führungskraft.

Ajahn Brahm (Die Kuh, die weinte)

 

Über Steige und Wege zu mir (August 2020)2021-05-21T19:02:21+02:00

Über Steige und Wege zu mir – 5 Tag im Karwendel 70 km und 4200 hm

Vor Tag 1.
So viele Gedanken gehen mir durch den Kopf und eigentlich sollte ich doch schlafen.
Die Wege für morgen! Wie sind die Hütten? Auf was freue ich mich? Soll ich mir überhaupt was vornehmen? Ein Wirrwarr an Gedanken und irgendwann bin ich dann doch eingeschlummert.
Tag 1. Mittwoch – Von Mittenwald zur Pleisenhütte
Der Wecker klingelt, ich bin da und hellwach. Um 8:00 Uhr sitze ich im Auto Richtung Mittenwald und Gefühle voller Vorfreunde und Unsicherheit begleiten mich. Die Straßen sind frei, ich komme gut durch und finde gleich den perfekten Parkplatz für mein Auto die nächsten Tage. Das Wetter ist sonnig mit ein paar Wolken und ich empfinde es als angenehm warm. Perfekt für kurze Hose und Shirt.  Rucksack nochmals gescheckt und los geht’s direkt an der Isar entlang nach Scharnitz. Wie schön das Wasser glitzert in der Sonne, es riecht nach Sommer und der Weg neben dem Fluss ist perfekt zum Einmarschieren. In Scharnitz kaufe ich mir einen Cappuccino, sitze mich vor die Bäckerei und merke, wie ich mich tierisch auf die nächsten Tage freue. Um halb eins starte ich los mit dem Ziel – Pleisenhütte. In meiner Planung für die Tour habe ich mich für den Weg über die Birzelkapelle und den Karwendelweg entschieden. Mutig und voller Tatendrang schreite ich voran, vorbei am Wegschild, was mir die Orientierung gibt. Nach einer gewissen Zeit spüre ich doch etwas Unsicherheit, da der Weg gefühlt immer mehr nach links in den Berg geht, die Pleisenhütte aber rechter Hand liegt. Hm, OK entscheide mich hier weiterzugehen, da dieser Trail Weg echt schön ist und ich diesen ganz für mich allein habe. Es geht immer weiter nach links, OK jetzt gewinnt meine innere „Sicherheitsstimme“ die Oberhand und ich marschiere runter zum Hauptweg Richtung Karwendelhaus. Diesen Weg kenne ich, aus früheren Touren und weiß, dass es auf diesem Weg den Abzweig zur Pleisenhütte gibt. Hier beim Gehen, treffe ich die ersten Radfahrer und Wanderer. Griaß Eich ? Hallo, begrüßen wir uns freundlich.
Entspannt marschiere ich den Weg entlang und kurz darauf sehe ich den Abzweig über den Karwendel Steig Richtung Pleisenhütte. Ich merke, der Wanderflow lässt heute etwas auf sich warten, ich denke an vergangenes, an Themen, die anstehen, an alles Mögliche, mein Gedankenkarussell ist voll im Gange.  Ruhe von außen = oft Gaudi von Innen > brauche wohl noch etwas mehr Zeit. Es wird immer wärmer, der Rucksack fühlt sich noch etwas schwer an, auch hier spüre ich, dass ich wohl noch etwas Zeit brauche um mich „einzugrooven“. Das schöne ist, ich habe Zeit und da ich auf dem richtigen Weg unterwegs bin, dank super Wegschilder, kann mich somit voll auf mich einlassen. Genieße die erste kurze Pause an einem richtig netten Banker`l mit einer wunderschöner Aussicht ins Karwendel Tal. Ein Stück später, entdecke ich einen alten Baum mit kleinen Figuren, einer Heiligenstatue und Steinen im Stamm integriert. Sieht das nett aus, was hier wohl der Anlass war, frage ich mich?  Es ist heiß und das Wasser läuft mir gerade so runter und während ich noch so denke, dass es schon gefühlt leichtere Wandertage für mich gab, ist sie da sie Hütt`n für meine erste Nacht > wie einladend diese aussieht. Setzte mich draußen in die Sonne bei einer kalten Rhabarberschorle, ziehe die Schuhe aus und komme in Ruhe an. ?
Nach einiger Zeit bemerke ich, dass zu mir wohl noch ein paar weitere Übernachtungsgäste da sind. Die Wirtin (Simone) zeigt mir mein Schlafgemach für heute Nacht und wenn ich Glück habe, sagt Sie, schlafe ich allein. Mensch, denke ich mir, das wäre ja ein Traum und „Spoiler Alarm“ genau so kommt es. Lege meine Sachen auf das Bett, ziehe mir was Frisches über und gehe wieder auf die Terrasse, zu einem Haferl Kaffee.
Wie ich da so sitze, den Blick ins Tal genieße und meinen Kaffee trinke, huscht eine Maus über meine Fuße, während ich die ersten Zeile in mein Wandertagebuch schreibe. Kurz zucke ich zusammen und dann denke ich: Hallo kleine Almmaus, gleich gibt’s was zum Essen für Dich.  Ich entscheide mich für eine Linsensuppe mit Würstl und Salat zum Abendessen und lasse unbemerkt eine kl. Stück Wurst fallen, für meinen kleinen Gast. Draußen sitzend empfinde ich die Ruhe als sehr wohltuend, mit dem unglaublichen Ausblick und merke, wie ich immer mehr ankomme im Hier und Jetzt. Ich suche keine Unterhaltung und das Merken wohl auch die Gäste und so sitze ich einfach und betrachte die Sonne beim Untergehen. Kaum ist diese verschwunden frischt es merklich auf und somit gehe ich rein, um mich Bettfertig zu machen. Katzenwäsche ist angesagt, da es hier kein richtig fließenden Wasser gibt bzw. eben nur ein Waschbecken. Reicht für Heute, schlafe ja eh allein ?.
Tag 2. Donnerstag – Von der Pleisenhütte zum Karwendelhaus 
Nach einer doch recht unruhigen Nacht, erst war mir zu heiß, dann zu kalt, dann zu eng im Schlafsack steige ich um 6.30 Uhr aus meinem Stockbett. Nach der „frischen“ Wascheinheit, das Wasser ist so kalt, dass ich es im Mund aufwärmen muss, bevor ich mir damit die Zähne putzen kann, ? bin ich bereit für den Tag. Kann es kaum erwarten, raus auf die Terrasse zu gehen und den Anblick zu genießen. Schenke dem Ausblick, den Bergen und mir ein breites Grinsen. Umziehen, Rucksack vorbereitet und um 7:00 Uhr sitze ich am Tisch und bin bereit für mein Frühstück. Einfach und fein, so lässt es sich für mich am besten beschreiben. Ich esse Müsli mit Milch und trinke ein heißes Haferl Kaffee, sowie ein Käsebrot, das unglaublich gut schmeckt. Der Kachelofen knistert, es riecht nach Holz und bringt eine wohlige Wärme in die Stub`n. Los geht die Action, als die Übernachtungsgäste zum Frühstücken kommen.  Da ist eine Familie mit 3 Kinder: Toni, Jackl und Beni, was für ein unglaubliches Trio die Jungs sind. Sowie ein Mutter Tochtergespann und zwei Männer. Ein kurzes freundliches guten Morgen, ansonsten freut sich jeder auf sein Frühstück und ist mit der Karte/Route beschäftigt. Ich merke, dass ich darüber ganz froh bin, meinen Tag in Stille für mich zu starten. Kurz nach 8:00 Uhr wird der Rucksack geschultert und ich starte los in den Brendlsteig.
Wenn ich da bereits gewusst hätte, was auf mich zukommt, ich von mir verlange, na ja manchmal ist es besser, etwas unwissend zu sein. An der Stelle sei gesagt, eine Tour Planung habe ich gemacht, aber da hätte ich doch noch genauer hinschauen sollen. Merken für die nächste Tour.
Nach ein paar Meter setzt leichter Nieselregel setzt ein und mein Sancho Pancho kommt zum Einsatz. Dieser Regenponcho ist von meinen Sohn als er 8 Jahre alt war ? (also ca. 15 Jahre alt). Werfe den Poncho über mich und meinen Rucksack, wichtig ist mein Schlafsack muss trocken bleiben. Es geht doch ganz schön rauf und ich merke, ich kann meine Gedanken heute freien Lauf lassen. Mein Gedankenkarussell wird immer langsamer und ich fühle mich im gegenwärtigen Augenblick. Spüre keine Spur von gehetzt sein und kann den Weg richtig genießen, bin in meinem Wanderflow. Das doch etwas anstrengende Bergaufgehen tut mir unheimlich gut. Etwas später wird mein Morgen gekrönt mit Berggamsen und Böcke, welche mich auf meinem Weg ein gutes Stück begleiten und das fast den ganzen Vormittag. 12 Stück zähle ich auf einen Blick, dass ist echt unbeschreiblich ergreifend und berührend. Um halb zwölf mache ich meine erste Pause, esse einen Riegel, meine Minigurke von gestern und ein Stück Traubenzucker, das reicht für den Augenblick. Trinke noch etwas Wasser, aber mit Maßen, da ich weiß, dass auf dieser Route keine Möglichkeit zum Auffüllen gibt. Genieße diesen Moment der absoluten Stille, sitze einfach nur da auf einen Stein, lausche den Bergen und spüre in mich hinein. Es kommt so ein unglaublich starkes Gefühl von Dankbarkeit auf, dass sich meine Augen mit Tränen füllen. Der Blick ins Tal, der Blick auf die Felswände, der Himmel, die Sonne, die Gamsen um mich herum und diese unglaubliche Stille. Schließe die Augen und bin einfach. Dieses Bild, dieses tiefe Gefühl nehme ich mit und begleitet mich, selbst, während ich gerade diese Zeilen schreibe.
Weiter geht’s den Toni-Gaugg-Weg, Augen auf und die rote Wegmarkierung finden, ist eine neue Aufgabe für mich. Oft sind nur diese roten Wegmarkierungen meine einzige Orientierung, ich gehe über Geröll, Felsen und sehe oft keinen Weg, da sind diese roten Punkte in der Ferne super.  Kurz darauf wird es spannend, meine erste Kletterpassage steht an. Der Weg endet vor diesem Kamm und anhand der roten Punkte in der Wand, denke ich mir: OK da wird es wohl rauf gehen. Helm aufgesetzt, nochmals Rucksack überprüfen und los geht’s. Ein etwas mulmiges Gefühl habe ich schon, da ich seit gut 4 Stunden unterwegs bin und bis dato KEINEN Menschen gesehen habe. Nirgends. Mit Bedacht und Ruhe steige ich auf. Oben am Grad bleibe ich kurz stehen und beobachte bei einen wahnsinnigen 360 Grad Rundumblick das Karwendel, was einfach atemberaubend ist. Blauer Himmel, graue Felsen und sonst nichts. Einfach himmlisch. Dann klettere ich so ziemlich gerade wieder mit Bedacht, Ruhe und Vertrauen runter. Unten merke ich, dass mich das richtig Energie gekostet hat und freue mich auf meine nächste Pause und die sollte an der Biwakschachtel sein, auf die ich mich freue, seit meiner Tourenplanung. Dort angekommen mache ich meine zweite längere Pause. Einen Riegel lasse ich in der Biwakschachtel zurück, für die Notrationsammlung. Genies dort für einige Zeit die Ruhe, den Fernblick, die Sonne auf meiner Haut und die unbeschreibliche Stille. Nur ich.
Weiter geht’s den Steinen entlang und bis dato habe ich noch immer keinen Menschen gesehen, niemanden auch keinen irgendwo in der Ferne. Dennoch fühle ich mich nicht allein. Die Sonne gibt alles an diesem Tag und scheint was das Zeug hält, gesegnet sei die 50er Gletschersonnencreme.  Es geht wieder etwas runter, der Weg ist gut zu gehen und da steht er, der Riesenfelsen, der die Richtung zum KWH (Karwendelhaus) ansagt, gut denke ich mir, dann hier entlang und schon geht es wieder nach oben. Das ist heute das Motto, rauf und runter. Vor mir kommt eine Steinscharte immer näher und schon bald erkenne ich, da wird mein Weg wohl rauf gehen. Gehe für ein paar Augenblicke in mich, da es schon sehr steinig und rutschig aussieht und ich nirgends ein Seil sehe. OK, auch diesmal mit Ruhe und Bedacht. Helm wieder ausgepackt und los geht`s. Oben angekommen, kann ich nur sagen: Weit raus gegangen aus meiner Komfortzone. Ich mag sogar sagen, echt grenzwertig für mich. Aber ich habe es geschafft und ich bin mal ehrlich, soviel Alternativen gab es ja nicht wirklich ?. Mir bleibt wenig Zeit, um dies setzen zu lassen, da es gleich richtig spannend nach unten geht. Wie bereits den ganzen Tag, wenn es rauf geht, geht es danach auch wieder runter. Nochmal packe ich meinen Mut zusammen, schnüre meinen Rucksack ganz fest an mich und mache mich auf den Weg runter. Lose Steine, Geröll, Erde und keine Halterung weit und breit, so sieht der Abstieg vom Brendsteig aus. OK OK OK nur für Geübte, stand am Morgen auf meinen Weg ? auf allen vieren rückwärts oder mal etwas auf den Popo rutschen so komme ich gut und sicher am Weg unten an, dass Karwendel Haus immer im Blick. Unten am Weg mache nochmals eine kurze Pause, trinke den letzten Schluck Wasser und mache mich auf die letzten Kilometer.
Gut eine Stunde später komme ich zum Karwendel Haus und was sehe ich: Menschen, die ersten Menschen seit heute Morgen um 8:00 Uhr, jetzt ist es ca. 17:30 Uhr. Fühlt sich schön an, dennoch empfinde ich die Anzahl der Menschen, gerade als viel. Bevor ich in die Hütt`n gehe, nehme ich mir ein paar Minuten Zeit und komme erstmal komplett an.
Das Karwendel Haus sieht einladend aus und bereits jetzt freue ich mich auf das Essen, mein Schlafgemach und mein Wandertagebuch am Abend zu schreiben. Meine Unterkunft für heute Nacht ist ein 12 Bettzimmer, welches mit 5 Personen zum Schlafen belegt ist. Überwiegend junge Leute, bei mir im Zimmer und in der Hütt`n allgemein. Viele sind auf dem Adlerweg unterwegs. Die Hütt`n ist allgemein gut besucht und ich kann mir vorstellen, dass da morgen einiges los sein wird auf der Strecke Richtung Birkkarspitz.  Was freue ich mich auf meine heiße Dusche, in einer Einzelkabine? Die kleinen Dinge des Lebens. Umziehen, Bett fertig machen und auf zum Essen, der Magen macht sich bemerkbar. Ein Tafelspitz mit Kartoffeln, Gemüse und einer Hollundersaftschorle wird es, was so großartig schmeckt, an einem Terrassenplatz an der Sonne. Komme mit ein paar Leuten am Tisch ins Gespräch und führe eine nette Unterhaltung. Gesättigt und rundum glückselig suche ich mir ein ruhiges Plätzchen hinter dem Haus und nehme mir Zeit für mein Wandertagebuch. Lausche zwischendurch den Gesprächen der Leute und lasse so meinen für mich sehr eindrucksvollen Tag ausklingen. Um 20:00 Uhr hole ich mir noch einen Kräutertee, setzte mich in die Stube und genieße den Ausblick, bevor ich ins Bett gehe. Morgen wird ein langer Tag werden, mit vielen Höhenmeter und Kilometer. Oropax rein und schlafen.
Tag 3. Freitag – Vom Karwendelhaus zum Hallertangerhaus
Bereits um 5:00 Uhr bricht ein Gast auf. Danach kann ich nicht mehr recht schlafen und um 6:00 Uhr krabble ich aus meinem Schlafsack. Da ich bereits gestern alles so vorbereitet habe, geht`s mit umziehen, anziehen, waschen und zusammenpacken alles ruck zuck. Bin um 7:00 Uhr beim Frühstück und lasse mir meine Spiegeleier mit Käsebrot und einen heißen dampfenden Kaffee so richtig schmecken. Powerfrühstück für die Powerstrecke heute.  Freue mich richtig auf den Tag heute. Alles an Flaschen mit Wasser aufgefüllt und los geht’s um kurz vor 8:00 Uhr der Sonne und dem Gipfel entgegen. Wie ich gestern gedacht habe, gehen diese Tour einige Wanderer. Bin gespannt, wie das wird heute, mit so „vielen“ Menschen gemeinsam unterwegs zu sein und wie es aussieht werden auch ein paar zum Hallertangerhaus gehen, meinem nächsten Ziel und dort nächtigen. Empfinde diese Veränderung zu den letzten 2 Tagen interessant. Zwischendrin schicke ich Max (meinem Sohn) eine kurze Nachricht und wünsche Ihm viel Erfolg für seine Prüfung heute. Der Aufstieg ist schön zapfig und ich habe für mich entdeckt, dass es einen Unterschied gibt zwischen schwierig und anstrengend. Das heute ist einfach nur anstrengend, aber nicht schwierig. Schwierig war es gestern ? Zum Glück gehe ich die ersten Stunden viel im Schatten, was für ein Geschenk. Dies scheint heute ein richtig heißer Tag zu werden, schmieren ohne Ende, das wird mich heute den ganzen Tag begleiten. Ja was ist denn das da am Wegesrand? Oh, OK, da liegen zwei blaue Masken am Boden und darunter was Braunes. Wie es aussieht, war es wohl bei jemanden sehr dringend und hatte sonst nichts zur Hand außer Masken. Ich muss so richtig lachen.
Um 10.30 Uhr bin ich oben an der Birkkarscharte und nehme mir Zeit für einen Riegel und bewundere die grandiose Aussicht. Pures Hochalpine Gelände, nur der blaue Himmel, die Sonne und die grauen Berge. Bin richtig berührt und glücklich, auch wenn ich mein Plätzchen mit 4 weiteren Personen teilen darf. Entscheide mich gegen den Gang auf die Birkkarspitze und komme so mit 2 Mädels ins Gespräch, welche den Fernwanderweg gehen und bereits jetzt recht kaputt sind von dem ersten Aufstieg. Biete Ihnen an mit Ihnen die erste Zeit nach unten zu gehen, da Sie echt unsicher wirken und Sie nehmen meine Hilfe sehr dankbar an. Eine Zeit funktioniert das ganz gut, doch dann werden die Mädels immer langsamer und irgendwann entscheide ich mich, dann doch allein weiterzugehen, da meine Wartezeiten immer länger werden. Das ist ganz OK für die Beiden und ich wünsche Ihnen viel Erfolg und hoffe wir sehen uns später unten auf der Kastenalm. Gestern war das Motto „rauf und runter“ heute ist es eher „runter und runter“. Über Geröll, Schotter und ein paar Kletterpassagen geht es stetig bergab. Zum Glück habe ich top Schuhe an, diese Eng geschnürt und gute Socken helfen hier vor Blasen oder Schienbeinschmerzen.
Gesamt sind es 4 Pärchen an Wanderer, welche mich über den Tag hinweg begleiten bzw. ich immer irgendwie sehe. Ich finde es sehr angenehm, dass keiner das Gefühl hat ein Gespräch zu starten, sondern mit sich, der Umgebung und seinen Partner gut beschäftigt ist. So ist es ein angenehmes nebeneinanderher für mich. Die Sonne steht am Zenit, weit und breit kein Schatten, doch wie von Mutter Natur geplant, ist da auf einmal ein kristallklarer Bergbach. Halleluja was für ein Geschenk. Rucksack runter, Schuhe aus, Socken aus und rein in den Bach und Kopf unter das Wasser getaucht. Ja wohl, ich wähle das Leben ?. Nach ein paar Sekunden bin ich trocken und schon kommt meine super Gletschercreme wieder zum Einsatz. Wasserflasche mit Bachwasser aufgefüllt und schon kann ich es gar nicht mehr erwarten weiterzugehen. Langsam kommen die Latschenkiefer, das Gras und kurze Zeit später befinde ich mich gefühlt in „Kanada“ von der Umgebung. Welch traumhafter Wandertrail. Oh mein Gott, ist das schön hier. Es ist sehr heiß so zwischen den Latschenkiefern, aber grandios sieht das aus und schwupps bin ich unten am Berg angekommen. Tja so schnell können knapp 1200 Höhenmeter nach unten vergehen.
Weiter geht es über bzw. durch ein ausgetrocknetes Flussbett Richtung Kastenalm in ca. 20 min sollte ich da sein, laut des Wegweisers. Ich freue mich so auf was Herzhaftes zu Essen und was Kühles zum Trinken mit Geschmack. Die Kastenalm zeigt sich so zauberhaft und grandios gelegen. Umringt von Kühen hole ich mir ein alkoholfreies Radler und eine Käseplatte mit Essiggurken. Das schmeckt alles so wundervoll und das kalte Radler ist genau das was ich jetzt brauche. Eigentlich wäre es hier so schön zum Bleiben, aber ich habe noch gut 2 Stunden zum Hallertangerhaus zum Gehen und das Bergauf. Also zusammengepackt, Rucksack auf geschultert und losmarschiert. Während ich so vor mich hin gehe, von Kühen begleitet und vor mich hinsumme, entschließe ich mich, dass ich diesen Weg mal mit meinem Crossbike und Klaus (meinem Mann) fahren möchte. Setzte mich zwischendurch kurz an einen Bach, höre dem Plätschern zu und gucke tief in ein Paar Kuhaugen (was für wunderschöne Augen Kühe haben) und genieße einfach den Moment. Bin wieder seit einiger Zeit mit mir allein unterwegs.
Um kurz nach 17:00 Uhr erreiche ich das Hallertangerhaus und bin vom ersten Augenblick an begeistert von der Hütt`n. Diese Lage ist unglaublich und auch sonst ist Sie hervorragend renoviert worden. Großartige Zimmer, grandioses Bad (völlige Überraschung) und eine atemberaubende Aussicht. Zum Abendessen gibt es Spaghetti mit Tomatensauce, einen kleinen Salat und dazu eine kühle Apfelschorle, dies genieße ich nach dem Duschen, Zimmer einrichten und etwas Wäsche waschen. Heute schlafe ich in einem 8 Bettzimmer, welches ich mir mit 3 weiteren Personen teile. Habe wieder freie Bettauswahl und nehme das untere Stockbett direkt am Fenster mit dem Blick nach draußen. Jippiiiiii. Während ich mein Essen genieße, kommen meine Mitwanderer step by step auch in die Gaststube und wir sitzen (Corona bedingt) an unterschiedlichen Tischen und unterhalten uns ganz entspannt über die Route, woher Sie so kommen und wohin Sie unterwegs sind. Ich mag das, für mich so allein sitzen und wenn ich mich in ein Gespräch einbringen und dann wieder ausklinken kann, ganz unkompliziert. Nach dem Essen suche ich mir ein Plätzen draußen für meine Wandertagebuchzeit. Mit einer Tasse Kaffee in der Hand finde ich einen perfekten Platz unter einem Baum hinter dem Haus, schreibe meinen Eindrücke nieder und schaue den beginnenden Sonnenuntergang zu. Kurze Zeit später, hole ich meine warmen Sachen aus dem Zimmer, sitzt mich draußen auf die Terrasse und blicke stumm und ehrfürchtig auf den Sonnenuntergang. Ich komme entspannt in ein Gespräch mit zwei Jungs aus Innsbruck und erlebe einen Sonnenuntergang zum Niederknieen mit zwei fremden Menschen in Stille und Andacht. Bin einfach im Hier und Jetzt.  Kurz nach 21:00 Uhr gehe ich ins Bett, Ohrenstöpsel rein und gute Nacht. Die Nacht ist durchwachsen, dennoch wache ich nächsten Morgen mit einer Laune auf, dass es fast weh tun könnte.
Tag 4.  Samstag – Vom Hallertangerhaus zur Möslalm
Halb drei: Ankunft Möslalm die letzten 15 min. im leichten Regen gelaufen. So kam Sancho Poncho wieder zum Einsatz. Aber vor Vorne.
Ich gehe mal über meine Schlafqualität gestern Nacht, geschmeidig drüber. 8er Zimmer zu Dritt, leise und ruhig, aber mir war einfach nur warm und meine Füße hatten Ihr eigenes Leben. Apropos Füße meine kleine Blackroll, welche mich begleitet, ist Gold wert. Jeden Abend rolle ich meine Oberschenkel und stelle mich kurz drauf. Fühlt sich schon schmerzhaft an aber, danach himmlisch frei.
6.30 Uhr raus aus der Kule, fertig machen. Hurra, warmes Wasser zum Zähneputzen. Um 7:00 Uhr stelle ich mich beim Frühstück an und nehme ein Müsli, Bergkäse und einen Apfel mit auf die Terrasse und tauche ein in einen Sonnenaufgang. Es kommt richtig Freude auf meine Tour heute auf: Speckkarspitze und Stempeljoch ich komme. Um 8:00 Uhr schultere ich meinen Rucksack und marschiere los. Hole mir noch kurz die Meinung vom Hüttenwirt zur Wetterlage heute ein und zu meiner geplanten Tour. Die Empfehlung von Ihm ist klar, ich orientiere mich etwas um und gehe über den Wilde-Bande-Steig zur Pfeishütte, da das Wetter umschlagen soll. Auch wenn es jetzt noch gar nicht danach aussieht. So gar nicht.
Gut, dass ich gefragt habe, kann ich schon jetzt sagen. 1 Stunde später über das Joch zu gehen, wäre bestimmt sehr unangenehm und kritisch gewesen.
Los geht’s und heute fühle ich mich vom ersten Schritt weg, beschwingt und leichtfüßig, freue mich riesig auf das Gehen. Was für ein schöner Weg zur Speckkarspitze, welche ich doch auslasse nach der Empfehlung vom Wirt, in der Ferne sehe ich bereits das Stempeljoch und den Wilde-Bande-Steig. Das Grinsen in meinem Gesicht wird noch etwas breiter. Der Steig hält das was der Wirt versprochen hat, den möchte ich nochmal gehen und am liebsten mir jemanden zusammen merke ich. Um ca. 10:00 Uhr treffe ich die ersten Leute des Tages, 4 Männer, die mich bitten ein Gruppenfoto zu machen, welcher ich gerne nachkomme.
In der Ferne sehe ich das Stempeljoch und gut eine Stunde später, stehe ich da und denke: OK, da geht es rauf. Steil aber Geil ? Ein richtig gut ausgearbeiteter, vorbereiteter Weg mit kleinen Stufen. Ein dickes Dankeschön an diese Personen. Ohne diese eingearbeiteten Treppen, wäre dieser Schotter fast nicht zu gehen, so steil geht das nach oben besonders mit einem Rucksack von knapp 20 kg. Der Blick von oben ist Dank genug an mich. Diesen kann ich nur kurz genießen, da das Wetter umschwingt, wie vom Hüttenwirt angekündigt. Der Nebel zieht auf, der Wind nimmt richtig Fahrt auf, somit gehe ich zügig weiter Richtung Pfeishütte und freue mich bereits unterwegs auf einen feinen Cappuccino.
Bei meinem Haferl Kaffee (auch ganz fein) lerne ich einen Wanderer kennen, welcher die letzten Tage auch unterwegs war, aber anders als ich. Er geht tagsüber und Richtung Abend, marschiert er auf einen Gipfel, um dort oben zu nächtigen. Allein unter dem Sternenhimmel am Berg. Mein nächstes kleines Ziel steht fest. Ich werde unter freien Himmel schlafen. Vielleicht nicht gleich oben am Gipfel aber draußen am Berg. Die Pfeishütte werde ich auch ein weiteres Mal besuchen und von dort aus Tagestouren zu gehen. So eine feine Hütte. Während des zweiten Kaffee sehe ich, das ich hier Empfang habe ? und nutze die Gelegenheit. Ttelefoniere mit meinem Mann, meinen Eltern und schicke ein paar Fotos, die haben doch seit gut 1 ½ Tagen nichts von mir gehört. Fühle mich gerade sehr verbunden mit Ihnen und genieße es dennoch hier allein.
Weiter geht’s, das Wetter zieht sich immer mehr zu.
Aufbruch um 12:00 Uhr entlang eines schönen breiten Weges, welcher voll einladend ist für eine Graveltour. Also hier werde ich auch definitiv nochmals hin radeln. So in meinen Gedanken versunken, im Betrachten und Genießen der Umgebung, passiert`s. Ich trete auf einen Stein, welcher am Rand von einer kleinen Mulde liegt und schon rudere ich mit den Armen nach vorne, das ganze Gewicht des Rucksacks kommt jetzt richtig schön zum Tragen und reißt mich förmlich auf die Nase bzw. Knie. Ja, da legst di nieder, da lieg ich nun platt am Boden und muss echt lachen. Unglaublich, Klettersteige, Wurzeltrail, Geröll und sonstige Herausforderungen, aber am graden Weg legts mich hin. So kommt auch mein erste Hilfe Set zum Einsatz. Nehme das zum Anlass, mich mehr auf das zu konzentrieren was ich mache, als mit den Gedanken überall zu sein ? Tempo raus und gut ist. Wetter hin oder her.
14:00 Uhr und jetzt ist er da der Regen und die Alm sehe ich schon in der Ferne. Passt. Von außen sieht die Möslalm so nett aus und das wird von innen getoppt. Eine für mich so urige und gemütliche Einrichtung, was mit einem knisternden Kaminfeuer gekrönt wird.  Seelig gehe ich mit der Wirtin nach oben und lasse mir mein Nachquartier zeigen. In einem 12er Zimmer werde ich heute schlafen. Da ich wieder die erste bin schnappe ich mir erneut das Bett direkt am Fenster. Welch eine Freude. Draußen regnet es sich schön ein was ich von einer kleinen Bank, welcher vor der Alm steht, in Ruhe genieße kann, bei einer schönen Tasse Kräutertee. Danach dusche ich, lege mich etwas ins Bett, seniere vor mich hin und schaue den Leuten zu welche Step by Step in das Zimmer zum Übernachten kommen. 3 Ladies und 4 Männer, also zu 8 werden wir heute hier gemeinsam übernachten. Habe ich schon gesagt, ein Halleluja auf Ohropax.
Halb sechs ist es Zeit für das Abendessen was ich mit einer Kaßpressknödelsuppe und einer Apfelschorle starte. Danach gibt’s eine Hauswurst aus eigener Herstellung mit Salat und danach einen heißen süßen Kaba, bei knisterten Kaminfeuer. Ich fühle mich so wohl und in einer inneren Ruhe.  Nach dem Essen lerne ich die 3 Ladies besser kennen und wir verstehen uns auf Anhieb. Mit dem nötigen Corona Abstand spielen wir Stadt-Land-Fluss und erzählen uns gegenseitig von unseren Touren und vom Leben allgemein. Zu späterer Stunde beschließen wir, dass wir morgen gemeinsam den Weg nach Mittenwald gehen und ich Sie durch die Gleischklamm führen, da ich diese kenne.  Morgen gehe ich das erste Mal MIT Anderen, freue mich darauf.
Tag 5. Sonntag – Von der Möslalm nach Mittenwald
6.10 Uhr werde ich, nach einen durchwachsenen Nacht (ich sage nur 4 Männer und 3 Frauen mit etwas Alkohol) durch Kuhglocken geweckt. Die Kühle gehen direkt am Fenster vorbei und ich denke mir, so schön werde ich selten aufgeweckt. Raus aus dem Bett, aus dem Schlafsack, raus vor die Alm für die ersten Yogaübungen und den Tag willkommen heißen. Noch liegt leichter Neben über den Wiesen und am Berg, es ist noch leicht bewölkt, aber es sieht nach schönen Wetter aus und es riecht so frisch und klar. Zähneputzen, waschen, fertig packen und runter in die Stub`n zum Frühstücken. Genieße mein Haferl Kaffee mit hauseigener Milch bei knisternden Kaminfeuer am Morgen. Der Abschied fällt mir etwas schwer, da die Hüttn so fein ist und dennoch freue ich mich auf das was kommt. Um 8:00 Uhr gehen wir als 4er Gespann los. Fühlt sich nach Tagen allein gehen ungewohnt sich an das Gehtempo zu orientieren und zu reden, übe mich hier in Anpassen. Mit flotten Schritten gehen wir Richtung Scharnitz. Zwischendurch esse ich meinen Riegel, da ich kein Frühstück hatte und schwupps sind wir da, am Abzweig zur Gleischklamm. Ich freue mich sehr darauf, diese nochmals zu gehen, da diese echt zauberhaft ist. Kurz darauf finden wir eine ideale Stelle zum Verweilen und was soll ich sagen, 4 Ladies allein in der Klamm, Klamotten runter und ab in den Bach wie Gott uns schuf. Herrlich, einfach nur Herrlich und Ja ich wähle das Leben ? Abgefrischt geht’s weiter und wir kommen aus dem Staunen der Klamm und der Wassergewalt nicht raus. Kurz darauf sind wir am Ende der Klamm und sitzen uns vor die Scharnitz Alm, da diese nicht offen hat und genießen unsere kleine Brotzeit, während uns die Sonne ins Gesicht scheint. Wir machen uns auf dem Weg, entlang dem Isarsteig und kaum sind wir am Ende des Weges, nimmt Sonja (eine der 3 Ladies) auf eine Bank Platz, reißt sich die Wanderschuhe von den Füßen, schmeißt sie in den Mülleimer, zieht Ihre Flip-Flops an und geht mit denen den letzten Kilometer bis zum Café weiter. Bis dahin hat sie durchgehalten, aber jetzt ist Schluss ? sagt Sie: mei haben wir gelacht.
Bei einem Latte Macchiato und einem cremigen Käsekuchen, den wir uns teilen, lassen wir die Eindrücke Revue passieren. Kurze Zeit später müssen die Ladies zur Bahn und ich gehe weiter Richtung Auto. Auf Wiedersehen und es war schön die Stunden mit Euch und ich fühle, dass genauso wie ich es sage.
Flotten Schrittes gehe ich den gleichen Wag an der Isar zurück zum Auto, den ich hier vor 5 Tagen gegangen bin und jetzt gesund und wohlbehalten wieder gehe. Fühle mich in diesem Moment nur stolz, glücklich und beseelt. Bevor ich in mein Auto einsteige, setzte ich mich an die Isar, ziehe die Schuhe aus, baue am Wasser ein Steinmännchen, bedanke mich bei Mutter Natur und bei mir für diese Tage. Ich würde da noch sitzen, wenn sich nicht die Wolken immer enger und dunkler zusammengezogen hätten, und kaum sitzt ich im Auto, fallen die ersten dicken fetten Regentropfen aufs Dach.
Gute Entscheidung getroffen denke ich mir, eigentlich hatte ich vor von Scharnitz aus über den Brunnsteinsteig zum Auto zurückzugehen, aber bedingt durch das Wetter habe ich mich kurzerhand umorientiert und mich bei meiner Schwester in München eingeladen. Ich freue mich bereits jetzt wie ein Kind, Ihr von meiner Tour zu erzählen, hierzu ist Sie die perfekte Person. Beschwingt und gut gelaunt fahre ich nach München und ich weißt schon jetzt:
Das mache ich wieder und am liebsten noch länger am Stück. Ich freue mich auf mein erstes draußen schlafen ohne Zelt und das ich es liebe mit mir allein zu sein.
Daniela – Über Steige und Wege zu mir